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Trophäenjagd soll Nashornschutz sichern
Ein texanischer Safari-Club hat eine Nashorn-Jagdlizenz für 350,000 Dollar versteigert, die den legalen Abschuss eines geschützten Spitzmaulnashorns in Namibia zulässt. Der gesamte Erlös der Auktion soll nachfolgenden für Maßnahmen in den Schutz der bedrohten Tiere fließen. Der Auktionsgewinner soll bei der Jagd im Mangetti Nationalpark von namibischen Beamten begleitet werden, um sicher zu stellen, dass nur ein Spitzmaulnashorn abgeschossen wird.
Das gesamte Vorgehen wirft Fragen auf und stößt auf Widerstand. Allerdings gibt es auch Befürworter dieser Aktion, die es als Chance sehen durch den Tod eines Tieres und dem Gewinn aus der Versteigerung der Jagdlizenzen den Artenschutz voran zu treiben (FAZ).
Das Spitzmaulnashorn oder auch schwarzes Nashorn gilt seit 1986 als gefährdete Spezies und wird seit 1996 als vom Aussterben bedroht Art auf der roten Liste der IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) geführt. Von den weltweit 4,880 schwarzen Nashörnern gibt es heute, nach Populationsrückgängen von bis zu 98%, immerhin wieder 1,750 (2010) Stück in Namibia. Das Land ist somit Heimat einer der letzten großen Nashornpopulationen.
Maßgeblich werden die Tiere durch den internationalen Handel, der es auf Rhino-Horn abgesehen hat, bedroht. Obwohl CITES seit 1977 den internationalen, kommerziellen Handel mit Nashorn-Produkten verbietet, floriert der illegale Handel und auf dem zumeist asiatischen Schwarzmarkt werden hohe Preise für Hornprodukte erzielt. (IUCN)
350 000 Euro wird durchschnittlich für ein großes, sieben Kilogramm schweres Horn auf dem chinesischen Schwarzmarkt gezahlt (Spektrum). Beispiele gibt es auch aus Vietnam, wo ein ca. sechs Kilo schweres Paar Hörner 157 000 Euro erzielte. Die Preise übersteigen die von Gold. Vor vier Jahren konnten mit einem ausgewachsenen Nashorn bis zu 60 000 Euro erzielt werden (National Geographic).
Für den Schutz der Nashörner vor Wilderern werden daher große Summen ausgegeben. Der WWF gibt beispielsweise an zwischen 1962 und 2001 über 30 Millionen Euro in den Schutz afrikanischer Nashörner investiert zu haben. Das Geld floss vor allem in Projekten zur Bekämpfung der Wilderei, Ausbildung und Finanzierung von Wildhütern und Anti-Wilderer-Einheiten, dem Schutz der natürlichen Lebensräume sowie in die Unterstützung bei der Kontrolle des Handels mit Nashornprodukten (WWF).
Abgesehen von Moral und Ethik, stellt sich die Frage, ob die Trophäenjagd rein wirtschaftlich gesehen dem Artenschutz dienen kann.
Namibia hat mittlerweile durch CITES eine Jagdquote erhalten, die es erlaubt pro Jahr fünf alte Spitzmaulnashornbullen für die Trophäenjagd zu nutzen (Allgemeine Zeitung). Die IUCN gibt zu dem an, dass der Tod eines alten männlichen Tieres die Fortpflanzung innerhalb der Art voran treiben kann, vor allem weil sie ihre Rivalen töten können und gerade Jungtiere in der Herde besonders gefährdet sind. Man darf aber nicht außer Acht lassen, dass vor allem in Südafrika die Wilderei auf Nashörner stark zugenommen hat, allein 2013 sind ungefähr 1000 Tiere illegal getötet worden (FAZ).
Würde jede dieser Lizenzen denselben Preis wie die nun versteigerte Lizenz erzielen, könnten rund 1,750,000 Dollar gesammelt werden. In den vergangenen Jahren wurden bereits sechs Schwarze Nashörner in Namibia von Trophäenjägern erlegt. Für eines der letzten Tiere wurden im vergangenen Jahr Angebote von 1,851 Mio. N$ entgegen genommen, was knapp 123 000 Euro entspricht (Allgemeine Zeitung).
Das namibische Ministerium für Umwelt und Tourismus hat schon vor einigen Jahren einen Aktionsplan entwickelt, der das langfristige Ziel hat eine Population von mindestens 2000 Tieren aufzubauen und sie in und außerhalb von Schutzgebieten anzusiedeln. Zu den weiteren Schutzmaßnahmen die finanziert werden müssen, zählt auch eine Notrufnummer die Mitte Mai 2011 veröffentlicht wurde und die für jeden die Möglichkeit bietet Nashornwilderei anzuzeigen (AGA).
Die Versteigerung der Jagdlizenz fand in Kooperation mit der namibischen Regierung statt (FAZ) und befeuert die Debatte um den Jagdtourismus bedrohter Arten und die Frage wie viel Menschen bereit sind für den Abschuss eines Tieres zu bezahlen. Die Idee die Trophäenjagd zudem als finanzielles Standbein des Artenschutzes zu nutzen ist nicht neu, denn so wird ein wirtschaftliches Motiv für die Aufrechterhaltung der Lebensräume von Wildtieren geschaffen.
Einige wenige Länder wie beispielsweise Pakistan haben es geschafft, erfolgreich Jagd mit Schutz zu verbinden und das „Blutgeld“ für den Erhalt der Art einzusetzen. Pakistan schütz erfolgreich den Astor-Markhor und Himalaja-Steinbock und wird dabei vom Global Environment Facility (GEF) und dem United Nation Development Program (UNDP) unterstützt. Doch in vielen Teilen der Welt, bleibt die Trophäenjagd weit hinter ihren Möglichkeiten zum Schutz bedrohter Tiere zurück (newsciens).
Quellen und weiterführende Informationen:
IUCN: red list
AGA: SCHUTZPROJEKT „NASHORN“
DNG e.V.: Alle Nashornarten stehen unter Artenschutz
Focus: Großwild-Jagd für den Artenschutz.Nashorn-Jagdlizenz für 350.000 Dollar versteigert
WWF: Hoffnung für Breitmaul- und Spitzmaulnashorn
Tagesspiegel: Nashorn – Gold wert Die Jagd hat dramatisch zugenommen.
National Geographic: Nashorn-Jagd: Blutige Schlacht ums Horn
Allgemeine Zeitung: Jagd für Nashornschutz
FAZ: Nashorn-Abschuss soll gutem Zweck dienen
Newscientis: Conservation group backs killing rare rhino for cash
Jagen weltweit: Pakistan: Die Sache mit dem Artenschutz