Suche
Kategoriefilter
Ressourcenpool
Die Kering-Gruppe veröffentlicht ihre erste ökologische Gewinn- und Verlustrechnung
Kering veröffentlicht seine unternehmensweite ökologischen Gewinn- und Verlustrechnung und stellt die verwendete Methode frei zur Verfügung, um Unternehmen den Einstieg in die Naturkapitalbewertung zu erleichtern.
12.06.2015
Mit dem Ziel, den eigenen Umwelteinfluss entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu bewerten und damit wichtige Erkenntnisse für die eigene Geschäftstätigkeit sowie die Modeindustrie insgesamt zu generieren, hat die Kering Gruppe eine ökologische Gewinn- und Verlustrechnung (E P&L) erstellt. Dabei wurden die für Kering wichtigsten Umweltkategorien Treibhausgasemissionen, Luft- und Wasserverschmutzung, Wasserverbrauch und Abfallverwertung sowie Veränderungen von Ökosystemleistungen aufgrund von Landnutzungsänderungen untersucht. Die Analyse umfasst nicht nur die eigene operative Geschäftstätigkeit, sondern die gesamte Wertschöpfungskette von der Rohstoffgewinnung über die Herstellung von Vorprodukten bis zur Produktion und Vertrieb der Endprodukte. Dies umfasst bei Kering eine Vielzahl an leistungsstarken Luxus und Sport & Lifestyle-Marken, wie Gucci, Saint Laurent, Alexander McQueen, Stella McCartney oder Puma. Das methodische Vorgehen von Kering umfasst dabei 7 Schritte, welche eine Übersicht der Wertschöpfungskette, die Identifizierung relevanter Daten, die Datensammlung und Erfassung der resultierenden Umweltauswirkungen sowie die monetäre Bewertung und anschließende Analyse der Ergebnisse.
Methode der Kering Gruppe: 7 Schritte einer E P&L
- Umfang der Analyse bestimmen
- Übersicht über die Wertschöpfungskette
- Identifikation der erforderlichen Daten
- Sammlung Primärdaten
- Sammlung Sekundärdaten
- Bestimmung der Umweltwirkungen
- Monetäre Bewertung
Quelle: Kering E P&L Report, S. 48-49
Wie anhand der Methode ersichtlich wird, wurden soweit möglich Primärdaten verwendet und wo erforderlich Sekundärdaten, wie beispielsweise Durchschnittswerte für Länder, gesammelt. Insgesamt ist die Datengrundlage gegenüber der E P&L von PUMA aus dem Jahr 2011 deutlich ausgeweitet und der Anteil an Primärdaten erhöht worden. So wurden Daten von über 1.000 Zulieferern in 126 Ländern erfasst. Die erzielte Datenqualität ermöglicht die Analyse und Gegenüberstellung unterschiedlicher Sub-Prozesse, stellt zugleich aber auch die größte Herausforderung für Kering dar und bestärkte das Unternehmen, seine Ergebnisse und die Methode anderen interessierten Unternehmen zur Verfügung zu stellen, um den Einstieg in die Bewertung der Umweltauswirkungen zu erleichtern.
Umweltkosten belaufen sich auf 773 Mio. EUR
Insgesamt ermittelt die E P&L Umwelteinflüsse der Kering Gruppe in 2013 in Höhe von 773 Millionen Euro. Dabei stellt sich die Verteilung der Auswirkungen auf die Natur über die Wertschöpfungskette als sehr ungleich dar. Nur 7% (56 Mio. €) resultieren aus Kering’s direkten operativen Tätigkeiten (Tier 0), wie dem Betrieb der Verkaufsflächen, Büros, Lager sowie dem Transport.
Daraus ergibt sich der Umstand, dass neben der Reduktion dieser direkten Umweltauswirkungen ein entscheidender Faktor für die nachhaltige Veränderung und umweltfreundliche Gestaltung von Prozessen die Fokussierung auf vorgelagerten Wertschöpfungsstufen ist. Dies gilt insbesondere für die Rohstoffgewinnung, in der 50% (385,7 Mio. €) der Umweltkosten verortet werden.
Leder- und Baumwollproduktion bieten größtes Reduktionspotential
Den größten Anteil der Umweltwirkungen in der Rohstoffgewinnung geht mit der Lederherstellung einher und der resultierenden Landnutzung sowie den Treibhausgasemissionen aus der Aufzucht der Tiere. Wenn auch die Umweltkosten je nach Herkunftsland des Leders stark variieren können, beispielsweise ist die Rinderzucht in Brasilien ein starker Treiber für die Entwaldung und damit einhergehenden Verlust an Ökosystemleistungen, verfolgt Kering die Strategie, zukünftig 100% des Leders von verantwortungsvollen und überprüften Quellen zu beziehen. Dazu wurde die bestehende Lieferkette sowie Prozesse zur Lederherstellung untersucht und Quellen für den Bezug von Leder mit geringerer Umweltwirkung identifiziert.
Den zweitgrößten Umwelteinfluss in der Rohstoffgewinnung hat die Herstellung von Stoffen, insbesondere Baumwolle. Diese geht mit einem hohen Wasserverbrauch sowie der Emission von Treibhausgasen als Resultat der Bewässerung in wasserarmen Gebieten und den Einsatz von chemischen Düngemitteln einher. So hat die Bio-Baumwolle für die Marke Stella McCartney einen um 70% geringeren Umwelteinfluss als konventionell hergestellte Baumwolle. Für ein besseres Verständnis der Anbaumethoden in den einzelnen Ländern hat Kering Gruppe in Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen Life Cycle Assessments für Baumwolle durchgeführt und mithilfe der Ergebnisse Anbaumethoden identifiziert, welche den Umwelteinfluss reduzieren können. Der Bezug von Bio-Baumwolle in der Gruppe wird weiter ausgebaut und sorgt für die zukünftige Verringerung der E P&L.
Kooperationen und Brancheninitiativen sind Schlüssel zum Erfolg
Diese Maßnahmen verdeutlichen den Stellenwert von Kollaborationen zwischen unterschiedlichen Akteuren im Marktumfeld - sei es Wettbewerbern, Zulieferern oder NGOs. Kering allein kann nach eigener Einschätzung in den einzelnen Wertschöpfungsstufen nur bedingt Änderungen bewirken. Dafür ist ein Wandel in der gesamten Modeindustrie erforderlich. Einen Anstoß dafür liefert die Einführung der Organix Cotton Accelerator, welche verschiedene Unternehmen und Akteure entlang der Lieferkette, darunter neben Kering Textile Exchange und die C&A Stiftung, zusammenbringt, um die Produktion und Nutzung von Bio-Baumwolle zu fördern.
Neben der Kooperation mit anderen Marktakteuren ist ein ebenfalls entscheidender Punkt die Steigerung der Transparenz über die Umweltwirkungen der Wertschöpfung von Unternehmen. Um Unternehmen diesen ersten Schritt zu erleichtern, hat Kering seine Ergebnisse sowie die entwickelte Vorgehensweise und Methode veröffentlicht.
Hier gelangen Sie zum E P&L Report von Kering:
Autor: Andrea Peiffer, Global Nature Fund