Suche
Kategoriefilter
Ressourcenpool
Innovative Finanzierungsmechanismen für den Erhalt der Biodiversität: Win-Win Situationen für Natur und Wirtschaft?“
Unter dem Titel „Innovative Finanzierungsmechanismen für den Erhalt der Biodiversität – Win-Win Situationen für Natur und Wirtschaft“ fand am 11.12.2012 ein von der Deutschen Umwelthilfe und dem Global Nature Fund organisierter Expertenworkshop zu Payments for Ecosystem Services (PES) und Biodiversitäts-Offsets statt. Die wichtigste Erkenntnis der Veranstaltung ist, gesetzliche Rahmenbedingungen so auszugestalten, dass Anreize für Unternehmen gesetzt werden über die gesetzlichen Anforderungen hinauszugehen.
Berlin/Bonn: 17.12.2012: Die Ausgangslage ist klar: Es besteht eine große Finanzierungslücke für den Klima- und Biodiversitätsschutz. Zuletzt wurde von der Biodiversitätskonvention CBD eine Schätzung der benötigten Finanzmittel zur Erreichung der auf der vorletzten Vertragsstaatenkonferenz beschlossenen Aichi Ziele veröffentlicht. Diese 20 Ziele sind umfassend und beinhalten z.B. die Vorgabe die Rate des Verlustes an Lebensräumen bis 2020 zu halbieren sowie auch die Sensibilisierung der Bürger. Um diese Verlustrate zu erreichen wird ein jährlicher Finanzbedarf von 150 - 440 Mrd. USD veranschlagt. Gleichzeitig war eines der wichtigsten Ergebnisse der diesjährigen Vertragsstaatenkonferenz in Indien, dass die Zahlungen an die Entwicklungsländer zur Erreichung dieser 20 Ziele verdoppelt werden. Dabei sprechen wir von einer Verdopplung von 6 Mrd. USD auf 12 Mrd. USD bis 2015. Hiermit ist zwar ein erster Schritt getan, doch müssen gleichzeitig andere Instrumente genutzt werden, die zum Erhalt der Biodiversität beitragen können. Aus diesem Grund konzentrierte sich die Veranstaltung auf zwei derzeit heiß diskutierte Instrumente: Biodiversitäts-Offsets oder Kompensationsmaßnahmen sowie Payments for Ecosystem Services. Während erstere vor allem zum Ausgleich negativer Auswirkungen genutzt werden, kommen Payments for Ecosystem Services zur Anwendung, wenn es um die Förderung von positivem Handeln oder um das Unterlassen von Schädigungen geht.
Deutschland hat im Bereich der Kompensierung von Eingriffen durch die Regelungen des Bundesnaturschutzgesetzes bereits einige Erfahrungen gesammelt. Jedoch ist das Potential, das in diesem Instrument durch das System der Flächenpools und Ökokonten gegeben ist, noch nicht ausgeschöpft. Der Fortschritt bei den sogenannten Payments for Ecosystem Services hinkt hingegen noch hinterher.
Kompensation von CO2 und Habitatverlust
Nach der kurzen Einführung stellte Dr. Thorsten Permien vom Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern das Instrument der Moorfutures vor, mit dem durch die Wiedervernässung von Mooren CO2 gespeichert wird und diese Einsparung in Form von Zertifikaten von Unternehmen gekauft werden kann, um freiwillig Emissionen auszugleichen. Gleichzeitig wird ein Beitrag zum Erhalt eines einzigartigen Habitats geleistet und der Wert der einen, bereits "monetarisierbaren" Ökosystemleistung (CO2 Speicherung) genutzt, um die vielen weiteren Leistungen der Moore zu schützen.
Im Folgenden stellte Suleika Suntken von der Deutschen Umwelthilfe die weite Bandbreite der Biodiversitäts-Offset Systeme weltweit vor und machte klar welche Möglichkeiten zur Gestaltung es gibt und welche Herausforderungen und Schwierigkeiten bestehen, um die Balance zwischen Wirksamkeit und Flexibilität zu halten. Anne Schöps vom Bundesverband der Flächenagenturen in Deutschland (BFAD) stellte dann vor, wie die Eingriffs-Ausgleichsregelung in Deutschland konkret mit Hilfe der Ökopunkte umgesetzt wird. Hierdurch können z.B. viele kleine Eingriffe zu einer großen Ausgleichsmaßnahme gepoolt werden und die Ökopunkte sollen für erhöhte Flexibilität bei Eingriffen führen. Jedoch wurde in der Diskussion klar, dass auch die Flexibilität und die Harmonisierung der Vorgaben der einzelnen Ländergesetzgebungen ihre Grenzen haben. So sind die natürlichen Gegebenheiten in den verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich, so dass ein Ausgleich in Nordrhein-Westfalen für eines Eingriffs in Brandenburg nicht sinnvoll und nicht äquivalent ist.
Können Payments for Ecosystem Services wirklich einen Beitrag leisten?
Am Nachmittag wurde dann der Mechanismus der Payments for Ecosystem Services genauer betrachtet. Dr. Christian Schleyer von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften stellte vor, wie Payments for Ecosystem Services aussehen können und welche Ausgestaltungsmöglichkeiten es hierbei gibt. Anschließend präsentierte Joost Bakker vom Global Nature Fund den Business Case für Unternehmen und zeigte Gründe auf, warum dieses Instrument noch nicht weiter verbreitet ist. Unternehmen die sich an PES Programmen beteiligen können, tun dies hauptsächlich, um Kosten zu sparen aber auch aus Reputationsgründen. Die hohen Kosten, die bei der Einführung von PES Programmen für Unternehmen anfallen, z.B. um eine erste Erfassung der Ökosystemlage durchzuführen, verhindern jedoch eine Beteiligung vieler Unternehmen. Auch aus diesem Grund gibt es nur eine sehr niedrige Zahl von PES Programmen, an denen der Staat nicht beteiligt ist.
In der abschließenden Diskussionsrunde wurden die beiden Themen in zwei Gruppen im Detail beleuchtet. Im Bereich der Kompensationsmaßnahmen wurde noch einmal der Balance-Akt zwischen Harmonisierung der Vorgaben und möglicher Kosteneinsparungen einerseits und der ökologischen Äquivalenz thematisiert. Gleichzeitig gibt es Optimierungspotentiale jenseits der Harmonisierung zwischen den Bundesländern, die als Anreiz für mehr Biodiversitätsschutz dienen können. Beispielsweise wurde als wichtig bezeichnet, dass das nachhaltige Verhalten von Unternehmen auch wertgeschätzt wird. Dies kann durch Behörden im Rahmen von Genehmigungsverfahren aber auch von den Kunden durch die Kaufentscheidung sein.
Im Bereich PES zeigte die Diskussion, dass nur Unternehmen die direkt Ökosystemleistungen benutzen und mittels eines PES Programms Kosten sparen können, sich an solchen Programmen beteiligen. Der Staat kann die unterschiedlichen Akteure zusammen bringen und öffentliche Güter, die für Unternehmen nicht zu verkaufen sind, in PES Programmen anbieten. Die Abgrenzungen von PES Programmen sorgte manchmal für Unklarheiten in der Diskussion und zeigte gleichzeitig die Vielfalt von PES Programmen. Das Fazit war, dass PES in Kombination mit anderen Instrumenten wie Offsets und Gesetzen gesehen werden sollten, da das gemeinsame Endziel der Erhalt der Biodiversität ist.
Bisher wurden nur die ersten Schritte gemacht?
Die Veranstaltung zeigte nochmals deutlich, dass in diesen Themen viel Diskussionspotential besteht. Dabei ist keines der Instrumente das Allheilmittel. Vor allem die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind die wichtigste Grundlage für den Erfolg. Gleichzeitig, müssen diese Vorgaben, so ausgestaltet werden, dass Anreize gesetzt werden mehr als gesetzlich gefordert zu tun und die Transaktionskosten für Unternehmen nicht prohibitiv hoch werden.
Die Präsentationen finden Sie angehängt und die ausführliche Zusammenfassung der Veranstaltung finden Sie hier.





