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Kleiner Moorgipfel in Berlin
Auf dem „kleinen Moorgipfel“ zu dem am 23.10.2013 vom Bundesamt für Naturschutz, dem Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern und dem Umweltforschungszentrum eingeladen wurde, stand das vom Land Mecklenburg-Vorpommern und der Universität Greifswald entwickelte Kohlenstoffzertifikat MoorFutures im Mittelpunkt.
Moore liefern wichtige Ökosystemleistungen. Bislang konnte eine, die Kohlenstoffspeicherung bzw. „Kohlenstoff-Festhaltefunktion“, wie es Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joosten von der Universität Greifswald gerne nennt, erfolgreich bewertet werden. Zu den Zusatzleistungen, die ein intaktes Moor liefert, gehören der Hochwasserschutz, die Verbesserung der Wasserqualität, die moortypische Biodiversität und die regionale Klimaregulierung. Diese wurden bislang jedoch nicht gesondert beziffert und werden sozusagen im Paket MoorFuture inklusive mit angeboten. Da die Anrechnung des Kohlenstoffzertifikats nach dem verified carbon standard (VCS) zu teuer ist, wurde ein regionaler Standard entwickelt. In der Zukunft ist auch die Vermarktung der zusätzlichen Ökosystemleistungen denkbar, z.B. auf Moorstandorten produzierte Produkte (Paludikultur).
MoorFutures werden als freiwillige Kohlenstoffzertifikate an umweltbewusste Unternehmen oder Privatleute verkauft. Dieses freiwillige Instrument der CO2-Kompensation kann dazu genutzt werden die eigene Klimabilanz aufzubessern, die Dienstwagenflotte CO2-neutral zu stellen, Veranstaltungen zu kompensieren oder CO2-neutralen Ökostrom zu erwerben. Ein MoorFuture steht für die Vermeidung von einer Tonne Kohlendioxidäquivalent und kostet derzeit 35 Euro, ein Preis, der angesichts der Konkurrenz am CO2-Offsetmarkt sehr hoch angesetzt ist, gleichzeitig jedoch weitere Ökosystemleistungen enthält und daher viel wertvoller ist.
Die Veranstaltung verdeutlichte, dass deutsche Unternehmen die Glaubwürdigkeit und Regionalität des Kohlenstoffzertifikats MoorFutures schätzen und dieses daher bevorzugt erwerben. Die Regionalität erhöht die Identifizierbarkeit des Produkts, da z.B. Käufer der MoorFutures die Projektgebiete in der Region besuchen und den Fortschritt beobachten können. Stolze MoorFutures-Käufer sind u.a. die WEMAG-AG, Volkswagen und McDonalds, sowie Organisationen oder Privatleute, die Flugreisen oder Veranstaltungen kompensieren und damit ihr freiwilliges Umweltengagement bzw. ihre „Biodiversitätsperformance“ demonstrieren. So schreibt z.B. die interne Car Policy von McDonalds CO2-Grenzen vor, die bei Überschreitung aus eigener Tasche der Dienstwagenfahrer mit MoorFutures kompensiert werden müssen. Das Unternehmen kaufte bereits 100 Zertifikate, die in die Wiedervernässung des Polder Kieve flossen.
Seit 2012 führt auch das Land Brandenburg die Marke MoorFutures, weitere Bundesländer darunter Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Bayern könnten folgen.
Am Rande der Veranstaltung wurden auch Stimmen der Kritiker laut; einzelne betroffene Landwirte und Gemeinden wetterten gegen die Wiedervernässungsprojekte, die angeblich ohne ihre Zustimmung und ohne ausreichende wissenschaftliche Basis, durchgeführt würden. Der Umweltminister Mecklenburg-Vorpommerns Dr. Till Backhaus wies jedoch darauf hin, dass in seinem Bundesland immer ein Flächentausch oder eine Kompensationszahlung an die Flächeneigentümer sichergestellt würde. Insgesamt müssten alle Betroffenen noch stärker den Nutzen der Projekte verstehen. Früher wurden Moorflächen zur Nahrungsmittelproduktion trockengelegt und nun aus Klimaschutzgründen wiedervernässt. Fazit des Umweltministers war, dass Landwirte und Flächeneigentümer als gleichberechtigte Partner mit an Bord geholt werden müssten, um gemeinsam die Herausforderungen anzugehen und die Chancen zu nutzen.
Presselinks zum kleinen Moorgipfel:
www.moz.de/nachrichten/brandenburg/artikel-ansicht/dg/0/1/1208371/
www.nordic-market.de/news/11663/mv_win-win-loesung_fuer_unternehmenklimaschutz_und_biodiversitaet.htm
www.02elf.net/national/deutschland/brandenburg/kleiner-moorgipfel-zeigt-neue-perspektiven-auf-255627
www.t-online.de/regionales/id_66041566/mv-stellt-auf-moorgipfel-emissionspapiere-vor.html
www.juraforum.de/wissenschaft/moorwiedervernaessung-ist-kostenguenstige-moeglichkeit-fuer-natur-und-klimaschutz-456623
Suleika Suntken